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Barberangels in der Wärmestube

Der Grund: Die Barber Angels Friseurinnen und Friseure waren erstmals zu Gast. Für sie ist das Haareschneiden jede Woche aufs Neue eine Herzensangelegenheit in vielen Städten.

Mit insgesamt 800 Mitgliedern sind sie als karitativ tätiger Verein Barber Angels Brotherhood in ganz Europa im Einsatz, um obdachlosen und bedürftigen Menschen die Haare zu schneiden. Am Sonntagnachmittag legten zum ersten Mal sechs von ihnen in der Wärmestube in Tuttlingen einen Stopp ein.

Der ehrenamtlich engagierte Uli Rehmann vom Förderverein der Wärmestube und der Einrichtungsleiter der Wohnungsnotfallhilfe Tuttlingen, Markus Wössner, hatten bereits früher in der Wärmestube mit Unterstützung einer ehrenamtlich tätigen Friseurin mehrfach im Jahr kostenloses Haareschneiden angeboten. Da sich dieses Angebot zerschlagen hatte, nahm Rehmann Kontakt mit den Barber Angels auf.

Diese ließen sich nicht lange bitten und reisten mit Mitgliedern aus ganz Süddeutschland an. Sie hatten alle Hände voll zu tun, denn auf der Gästeliste standen mehr als 30 Personen.

Dennoch herrschte in der Einrichtung der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Soziale Dienste eine entspannte Atmosphäre. An einem großen Tisch breiteten sich die Friseurinnen und Friseure mit Schere und Kamm aus und legten los. Die Hilfsbedürftigen hatten teils eigene Frisurenvorstellungen, andere nicht. „Das ist ganz unterschiedlich. Die meisten Wünsche sind realisierbar. Nur Färben und Dauerwelle können wir nicht umsetzen“, so Organisationsleiter Martin Krössing.

Eines bleibt aber immer gleich – die Überraschung. Denn: Im Spiegel können sich die Gäste erst nach dem fertigen Haarschnitt betrachten.

„Wenn sich die Kunden zum ersten Mal mit neuer Frisur sehen, dürfen wir einmalige Gänsehautmomente erleben voller Dankbarkeit und lächelnden Menschen. Wir geben ein bisschen etwas und bekommen das Hundertfache von den Gästen zurück“, beschreibt Krössing und fügt hinzu: „In diesen Momenten geht es den Menschen gut, und das freut uns sehr. Sie haben mehr Mut, sind selbstbewusster. Dadurch werden manche von ihnen motiviert und schreiben zum Beispiel eine Bewerbung.“

Er erinnerte außerdem daran, dass die obdachlosen und bedürftigen Menschen „gleichwertige Menschen wie alle anderen sind“. Die Barber Angels statteten ihre Gäste zudem nach dem Haareschneiden mit einer Tüte voller Pflegeprodukte aus.

Durchweg zufrieden zeigten sich auch die Verantwortlichen der Wärmestube am Ende der Haarschneide-Aktion. „Mir ging das Herz auf, als ich die glücklichen Gesichter gesehen habe“, findet Rehmann.

Die Kooperation der Wärmestube mit den Barber Angels soll laut dem Einrichtungsleiter Wössner durch den Erfolg schon im Herbst mit einer weiteren Haarschneide-Aktion wiederholt werden – ganz nach dem Motto der Barber Angels: Zusammen sind wir weniger allein.

 

Quelle Schwäbische, 4.04.2025, Simon Schneider